
25.02.2025
Iris und das Regenwunder
Immer das richtige Wetter
mit Irene Ojuok und Iris Keller-Hoenisch
Die Bibel; Micha 7,13: Und das Land wird zur Wüste wegen seiner Bewohner. Wegen der Frucht ihrer Taten.
Wir befinden uns im dritten Jahr von Regenlosigkeit in Marsabit, Nordkenia. Es herrscht Clankrieg zwischen den Volksgruppen der Gabra, Burdgi und Borana, der Muslime untereinander. Auch drängt von Somalia im Nordosten her die Al-Shabaab-Miliz ins Land und sorgt für Unruhe und Angst. Die Aggression ist groß, man erschießt Kinder vor deren Schule. Die Stadt Marsabit wird von der Polizei gesichert, es ist Ausgangssperre ab 18:00 Uhr verhängt.
Marsabit County – das größte Bundesland Kenias, so groß wie Hessen – liegt in völliger Trockenheit. Sauberes Wasser ist ein teures, rares Gut. Die Bauern wollen nicht auf die Felder gehen, um zu ernten, weil sie Angst haben, erschossen zu werden. Ihre Tiere finden kaum mehr Nahrung, viele verenden elendig. Farmer kaufen Pappe, um ihr Vieh wenigstens mit irgendetwas zu füttern. Dass Menschen sich trauen, zu unserem Landwirtschafts-Training im „Leadership Institut of Northen Kenia“ (LINK) zu kommen, ist uns eine große Ehre. Wir freuen uns als Christinnen besonders über die freundliche Aufnahme durch den höchsten Imam von Marsabit County. Ein junger Scheikh, der mit diesem sehr verbunden ist, wird zu unserem Übersetzer und besten Mitarbeiter, was uns ebenso freut. Viele junge Leute, die aus einer Farminginitiative kommen, nehmen am Training teil.
Die anfängliche Skepsis und der Zynismus wandeln sich bald in eine gute, fröhliche Arbeitsatmosphäre. Schöne Kontakte werden geknüpft. Auch DMM-Mitarbeiter (Disciple-Making-Movement) von Liveway-Mission aus anderen Teilen Kenias nehmen an der Schulung teil. Sie sind hoch engagiert und übernehmen schnell Aufgaben in den Arbeitsgruppen, helfen mit Übersetzung. Jeder der Teilnehmenden teilt seine individuellen Nöte, seine Erfahrungen, sein Wissen. Der erste Schritt hin zur Formation einer Lern-Community ist gemacht. Ich selbst lerne viel über diese Klimazone. Aber es bleiben auch Fragen offen, wie z. B.: „Was machst Du, wenn ein Elefant in Deinen Garten kommt und sich mit seinem dicken Popo in Deinen Teich setzt?“
Basis- Lerninhalte aus unserem Training für regenerative Landwirtschaft:
- Wassermanagement: Gießen ist nicht alles.
- Bodenmanagement: Verzicht auf Pestizide und chemische Düngemittel möglich?
- Pflanzenmanagement: Wie war es eigentlich einmal gedacht? Wo sind wir falsch abgebogen?
- FMNR, Farmer Managed Natural Regeneration: Wiederbeleben eines Waldes nach der Methode von Tony Rinaudo)
- Highlight: Besuch der FMNR-Arbeit in Laisamis im Süden Marsabits
Maßgeblich für die ganz andere, weitaus weniger prekäre Situation, die wir hier antreffen, ist der Einsatz von sechs indigenen Frauen, deren landwirtschaftliche Pionierarbeit unter Irenes Begleitung und Monitoring lief. Der Besuch hier in Irenes Projekt war für alle Teilnehmenden eine Botschaft der Hoffnung: Wenn kein Aufforsten mehr umsetzbar ist, ist durch FMNR auch ohne Bepflanzen eine Wiederbewaldung möglich.
Irene zeigte, wie man erfolgreich nur durch Regeneration von Neuaufwuchs aus den Wurzeln bereits abgesägter Bäume in 7 Jahren eine Savanne wiederbewalden und den Wasserspiegel damit heben kann. Die Bäuerinnen vor Ort erklärten, dass sie im nächsten Jahr mit Gemüseanbau beginnen wollten. Dafür würden sie keinen Brunnen graben. Das Ziel sei, Andere aus der Gegend zu motivieren, selbst mit FMNR zu beginnen, um in der ganzen Region den Grundwasserspiegel zu heben, damit Wasser an vielen Orten wieder zugänglich werde.
Über den gesamten Zeitraum der Regeneration des Waldes konnte von den Mitarbeitenden Einkommen generiert werden: durch den Verkauf von Arabic Gum und Weihrauch (getrocknetes Harz der Acacia und der Boswellia neglecta). Auch wurde Feuerholz verkauft. Futter für die Ziegen konnte aus den Früchten der Acacia getrocknet und bevorratet werden. So war für die Tiere immer genug vorhanden und diese mussten nicht wie andernorts mit Pappe gefüttert werden. Während weiter nördlich viele Herden verendeten und Mensch wie Tier unter der Trockenheit litt, weil kein Blatt mehr an Bäumen und Sträuchern zu finden war, hatten die Farmerinnen in Laisamis, die sich an FMNR beteiligten, genug zum Leben: ein Vorbild für die ganze Gegend.
Erfahre mehr über unsere Projekte & Aktivitäten.
Dein Mitwirken ist dabei hoch willkommen!